We won´t stop fighting

Das Jahr 2019 war für Open Legal Data ein besonderes Jahr! Ende 2018 hatten wir eine Förderung des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung erhalten - den Prototype Fund. Die Präsentation der Ergebnisse stand im März 2019 an.

In den letzten 5 Monaten haben wir auf die Problematik der Veröffentlichungspraxis aufmerksam gemacht und unsere Plattform von einem eher einfachen Prototypen zu einer voll funktionsfähigen Plattform gebracht. Unsere Plattform besteht jetzt aus einem Eco-System von verschiedenen Tools, sie ist UX optimiert und unsere API wird von Third Party Apps verwendet. Außerdem konnten wir mit unserer Datengrundlage erste empirische Analysen erstellen und nicht nur die Daten, sondern auch die Informationen in den Urteilen zur Verfügung stellen. Wir haben ein Named-Entity-Recognition Feature entwickelt, welches Ort, Zeit, Datum, Parteien des Rechtsstreits extrahieren kann und dem User ohne aufwendiges Suchen zur Verfügung stellt.

Zusammenfassend haben wir im Rahmen des Prototype-Funds folgendes erreicht:

  1. Open Source Veröffentlichungen mit angemessener Codequalität sowie integrierten Test und grundlegender Dokumentation
  2. Über 100.000 Urteilstexte inklusive Metadaten von deutschen und europäischen Gerichten sind maschinenlesbar über die API abrufbar.
  3. Vollständige Verfügbarkeit von deutschen und europäischen Rechtsnormen und Verordnungen
  4. Eine öffentlich konfiguriebare Data Processing Pipeline, die es externen Entwicklern ermöglicht gezielt Informationen aus den Daten zu extrahieren, z.B. Streitwert oder verwendete Rechtsnormen
  5. Veröffentlichung eigener Analysen.

Dieses Jahr hatten wir außerdem die Möglichkeit, das Gespräch auf dem Anwaltstag mit den Geschäftsführern von Juris und Wolters Kluwer zu suchen. Beide Verlage finden Open Data zwar grundsätzlich gut, aber die Überlegungen zu den Veröffentlichungen der Urteile waren dann doch etwas weit gegriffen. Wobei fairerweise Wolters Kluwer unserem Projekt sehr offen gegenüber stand. Wir hatten zwar einen der Geschäftsführer von Wolters Kluwer anschließend kontaktiert. Leider kam ein Gespräch bis heute nicht zustande. Ein guter Vorsatz für das nächste Jahr.

Im Rahmen der Legal Tech Entwicklung konnten wir in der ReThinking Law einen Beitrag zu Open Legal Data verfassen und die aktuelle Entwicklung im Rahmen der eGovernance und der Entwicklung des digitalen Wandels im Recht aufgreifen. Eine wunderbare Plattform war auch der AI-Monday in Berlin, bei dem wir einen Vortrag zur Notwendigkeit von Open Data im juristischen Bereich halten konnten.

Eines der größten Meilensteine für uns war die Vereinsgründung von Open Justice e.V.. Das wird eines der größeren Vorhaben für das Jahr 2020 sein: Website für Open Justice e.V., Mitglieder und Spenden gewinnen, um für freies juristisches Wissen zu kämpfen. Open Legal Data wird damit eines von mehreren Open Justice Projekten des Vereins (dazu demnächst mehr).

Darüber hinaus haben wir uns dieses Jahr mit verschiedenen ähnlichen Projekten ausgetauscht, beispielsweise mit Projekten aus Weißrussland und Frankreich, sowie unserem Vorbild Free Law Project aus den USA. Besonders wichtig war es uns auch die Stimme zu hören, die die Urteile spricht – also die Richterschaft. Nachdem wir leider nicht in das Gespräch mit der Deutschen Richtervereinigung gekommen sind, hat es uns umso mehr gefreut, dass die Neue Richtervereinigung sich mit uns getroffen hat und wir uns austauschen konnten! Wir werden auf jeden Fall mit der Neuen Deutschen Richtervereinigung in Kontakt bleiben. Gleichsam konnten wir auch mit dem Deutschen Anwaltverein e.V. sprechen und unser Projekt vorstellen. Hier hoffen wir für das Jahr 2020 auf eine Stellungnahme, da schließlich die Anwaltschaft einen großen Beitrag zum Zugang zum Recht für die Bürgerinnen und Bürger schafft.

Wir waren begeistert gegen Ende des Jahres in der Hochschule für Wirtschaft und Recht in Berlin einen weiteren Vortrag über Open Legal Data halten zu können und wieder für freies juristisches Wissen zu werben. Es ist immer wieder faszinierend wie viele sich für unser Projekt begeistern können. Danke! Besonders beeindruckt und glücklich sind wir darüber, dass unsere Daten bereits verschiedene Forschungsprojekten zu Einsatz kommen (siehe bswp. Deepset AI - German BERT)! Uns erreichen Dankes-E-Mails – was für ein Wahnsinn! Herzlichen Dank! Dafür lohnt es sich weiter für mehr offene juristische Daten zu streiten! Denn genau das war unser Ziel – das Forschungseinrichtungen die Datenbank nutzen! Das zeigt, der Bedarf ist da und wir dürfen dieses Wissen nicht hinter kommerziellen Plattformen nur einer privilegierten Gruppe vorhalten.

Im neuen Jahr – 2020 – müssen wir immer noch rechtfertigen, warum Urteile und juristische Informationen als Open Data zur Verfügung gestellt werden müssen. Damit es hierzu noch einen breiteren Austausch gibt, wollen wir im Herbst 2020 eine Open Legal Data Konferenz veranstalten. Freiwillige Helfer sind gerne gesehen! Schreibt uns an, wenn ihr einen Vortrag halten wollt. Idealerweise kommt es zu einer Podiumsdiskussion mit der Vertreter*innen aus dem Verlagswesen, der Politik, der Wissenschaft und des Journalismus. Es bleibt spannend, wer sich darauf einlassen wird.

Außerdem wollen wir im nächsten Jahr einen zweiten Anlauf zu Urteilsanfragen starten, wobei wir uns hier wieder spezifische Urteilsthemen-Felder heraussuchen wollen. Schreibt uns gerne, welche Themen euch interessieren würden.

Darüber hinaus wollen wir im nächsten Jahr drei Interviews mit Persönlichkeiten führen aus dem Bereich Open Data, Jura, Tech, eGovernance führen, um euch ein diverses Bild zu dem Thema Open Legal Data zu geben. Auch hier ist eurer Interesse gefragt – welche Personen würdet ihr gerne interviewt haben zum Thema Open Data, eGovernance und Recht?

Was gibt es noch? Wir sind weiterhin auf der Suche nach motivierten Unterstützer*innen unseres Projektes, die sich ehrenamtlich für ein gesellschaftliches Tech-Projekt engagieren wollen. Wir können keine Gegenleistung bringen, aber die Gegenleistung, die ihr erhaltet – nämlich für eine transparentere Justiz zu sorgen – ist am Ende unbezahlbar.